Freitag, 12. Dezember 2014

Ahkuna - Mit dem Herzen einer Wölfin - Kapitel 7


Die Wolfsprinzessin
Ahkuna:
Ich las mir das Märchen genau durch. Es war sehr viel, zu viel um ihm alles vorzulesen. Er wartete, doch ich schwieg. ,, Na? Willst du mir nicht vorlesen? ", fragte er und starrte mich an. ,, Naja... das ist ganz schön viel... Am besten ist, ich fasse es mit eigenen Worten zusammen:
Es war einmal ein Mädchen, das bei den Wölfen lebte. Einst wurde es bei ihnen ausgesetzt und sollte ihnen zum Fraß vorgeworfen werden, aber die Wölfe bekamen Mitleid und nahmen es bei sich auf. Sie nannten sie Ahkuna, was in der Sprache der Menschen übersetzt ,weiße Wölfin hieß.
So wuchs sie heran, fernab der Welt der Menschen, lernte sie zu fürchten und zu verachten , merkte aber irgendwann selbst, dass sie ein Mensch war. Eines Tages begegnete sie einem verletzten Soldat, der durch den Wald zog und sich versteckte . Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte und beschloss ihr zu helfen.
Am nächsten Tag erwachten beide bei einer weisen Frau, die dem Soldat versprach, sich gut um das Mädchen zu kümmern und ihm alles zu lehren , was es in der Welt der Menschen brauchte. Der Soldat kehrte in seine Heimat zurück, kam aber später wieder um Ahkuna das Kämpfen zu lehren. Ahkuna machte immer mehr Fortschritte. Sie ging nicht mehr auf allen Vieren, nur wenn sie jagte oder bei ihrem Rudel war, war geschickt in vielen Dingen und kannte sich bald besser mit Kräutern aus als die weise Frau. Ihr Rudel merkte, wie sich Ahkuna immer mehr veränderte und schickten sie fort. Sie verstand nicht warum , merkte aber dann, dass sie immer mehr zum Mensch wurde und wollte unbedingt ein Wolf werden. Die weise Frau schickte sie zu einem magischen See ins Nachbarkönigreich , wo die Fee des Schicksals wohnte. Diese meinte, sie solle zum Geist des Waldes gehen. Einige Monate später, im eisigen Winter fand er sie und bewahrte sie vor dem Erfrieren. Sein Geist vereinte sich mit ihrer Seele und er übertrug ihr all seine Mächte." Elias hielt inne, als er das Wort , Mächte' hörte: ,, Was für Mächte? " Ich setzte mich neben ihn auf sein Bett und zeigte ihm die Stellen im Text: ,,Die Macht der Unsterblichkeit, der Sprachen, des Sehens und der Natur." Elias nickte und forderte mich auf, weiter zu erzählen. ,, Dank seiner Mächte war sie in der Lage, sich in einen Wolf zu verwandeln. Erst bei Vollmond und später bei starker Willenskraft. So wie bei mir. Sie kehrte zu den Wölfen zurück, wurde verehrt und mehr den je im Rudel akzeptiert. Mit der Zeit wurde sie immer weiser und erfahrener. Sie half den Tieren, behandelte Verletzte und beschützte den Wald. Mit jeder neuen Erfahrung verfärbte sich jeweils eine Strähne ihres Fells, bis es ganz weiß war. Eines Tages jagte der Prinz von Wolfsberg in dem Wald und wollte beweisen, dass die Jäger nichts von diesem Wald zu befürchten hatten, weil immer mehr Gerüchte über mysteriöse Bestien erzählt wurden, die jegliche Jäger überfielen und zerfleischten. Bei der Jagd verletzte er sich, stürzte vom Pferd und lag bewusstlos im Gebüsch. Ahkuna fand ihn und behandelte seine Wunden. Sie fühlte sich schuldig für seine Wunden, weil sie ihn zuvor mit einem Stein gereizt hatte . Um ihn zu schützen, brachte sie ihn zum geheimen Tal ihres Rudels, wo er sich richtig auskurieren konnte. Mit der Zeit verliebten sie sich ineinander, konnten sich ihre Liebe aber nicht eingestehen. Der Prinz musste irgendwann in sein Reich zurück . Und Ahkuna war wieder allein. Doch mit der Zeit kamen immer mehr Jäger in den Wald und jagten nach Belieben. Sie verteidigte den Wald so gut es ging, konnte aber nicht für alle gleichzeitig da sein. Eines Tages wurde der König von Wolfsberg zornig und ließ alle Wölfe töten. Ahkuna blieb als einzige übrig . Voller Zorn beschloss sie, nicht aufzugeben und erlangte ihre Kräfte über die Naturgewalten. Sie konnte Felsen allein mit ihren Gedanken versetzen und verformen. In ihrem Herzen brodelte das Feuer. Ihr Hass auf die Menschen war unermesslich. Tag und Nacht trainierte sie ihre Kräfte, übertrug sie auf die Kampfkünste, sodass jeder Tritt, jeder Schlag etwas anderes bewirkte. Auch in ihrer Wolfsgestalt passte sie ihre Kräfte den Bewegungen an und verspürte mit jedem Tag, dass sie stärker und stärker wurde."
,, Ich glaub das reicht erstmal," unterbrach Elias mich und schnappte sich das Buch. ,, Wenn du meinst," erwiderte ich und hustete. Von der ganzen Erzählerei hatte ich einen trockenen Hals bekommen...Schnell brachte er mir ein Glas Wasser und holte einen Block . Er schrieb aus dem Märchen die wichtigsten Informationen heraus und erstellte einen Steckbrief von Ahkuna. ,, Also...wenn das stimmt, was in dem Märchen beschrieben wurde, trägst du einen Geist in dir, der dir die Mächte der Unsterblichkeit, der Sprachen , des Sehens und der Natur übertragen hat." Ich nickte nur und schaute ihm beim Schreiben zu. Erstaunlich, was er mit der Kralle an einem Ast alles machen konnte. ,,Vielleicht müssen wir einfach nur die Fee finden,"meinte er und runzelte die Stirn. Auf einmal nahm ich eine fremde Witterung wahr. Sie stammte von einem anderen Menschen, der sich geradewegs dem Zimmer näherte. ,,Elias!", zischte ich und packte ihn am Arm. ,,Was ist denn?," fragte er mich verwundert und zog seinen Arm zurück. ,,Da ist jemand...." Schnell ging er zur Tür um nachzusehen, da öffnete sich schon die Zimmertür und eine Frau trat ein. Ich nahm an, dass es seine Mutter war, weil sie ihm in gewisser Weise ähnlich sah. ,,Nanu? Wer ist das denn?", erwiderte sie und betrachtete mich etwas genauer. Als sie meine zerfetzte Kleidung sah, bekam sie einen Schock. ,,Ach du armes Ding!" ,,Mum! Es geht schon. Wir müssen jetzt los," blockte Elias schnell ab und zog mich mit sich. Doch sie stellte sich uns in den Weg und verschränkte die Arme. ,,Nicht so schnell Freundchen! Zuerst verrätst du mir, wer das ist. Es geht ja nicht, dass du einfach wildfremde Leute in unser Haus lässt." ,,Mum...Sie ist keine Fremde. Sie ist eine Freundin von mir," versuchte er sie abzuwimmeln und schob sich an ihr vorbei. Als ich an ihr vorbei wollte, versperrte sie mir den Weg und starrte mich an. ,,Verkehrst du neuerdings unter Obdachlosen", fragte sie ihren Sohn, ohne sich zu ihm umzudrehen und zupfte an meinem Mantel. ,,Es ist nicht so wie es aussieht," stammelte ihr Sohn und kam wieder zurück. ,,Ach ja und wie darf ich das bitte verstehen?", murrte sie und blieb hart. ,,Mum...Wir müssen jetzt los. Es ist schwer zu erklären...", sagte er und gab mir ein Zeichen, weiterzugehen. ,,Ihr wollt doch nicht etwa so auf die Straße?! Nichts da! Gib ihr ein paar Sachen von deiner Schwester. Die müssten passen," orderte sie und schickte uns in das Zimmer am Ende des Ganges. Auch hier stand ein schöner Schlafplatz, nur war die Decke nicht blau, sondern rot. Das ganze Zimmer war rot eingerichtet worden. Genervt öffnete er einen Schrank und pfefferte ein paar Anziehsachen auf den Schlafplatz. ,,Die müssten passen," murmelte er, ,,Beeil dich, es wird bald dunkel." Für einen Moment ließ er mich allein und wartete vor der Tür. Zunächst betrachtete ich die Anziehsachen. Eine rote Kapuzenjacke, ein helles Top und eine schwarze Hose. ,,Wow," stammelte ich und legte meine Kleidung ab. So etwas hatte ich noch nie getragen. Meinen alten Mantel hatte ich damals bei einem Mittelalterfest am Schloss geklaut. Das war zwar unanständig gewesen, aber ich hatte diesen Mantel gebraucht, sonst wäre ich im Winter erfroren. Und jetzt lief ich rum wie ein normaler Mensch! Bevor ich die Jacke anzog, schaute ich mich im Zimmer noch was um. An den Wänden hingen zahlreiche Bilder, die irgendwelchen berühmten Menschen zeigten. Auf dem einen war ein Mädchen mit ganz kurzen Haaren, oder war es doch ein Junge? Erst der Name verriet mir, dass es ein Junge war. Justin Bieber....nie gehört. Was seine Schwester wohl an den ganzen Menschen fand, die auf den großen Bildern waren. Auf einmal bemerkte ich eine Tür, die in einen kleinen Raum führte. Über einem Waschbecken hing ein großer Spiegel. Für einen Moment starrte ich in mein Gesicht. Ich hatte schon lang nicht mehr in den Spiegel geschaut. Unglaublich, wie ich mich verändert hatte... Damals war ich noch ein kleines Mädchen gewesen...
Neben dem Becken war ein kleiner Wasserhahn. Langsam drehte ich das Wasser auf. Klares Wasser floß aus ihm. Was für ein herrliches Gefühl...Bevor ich das Badezimmer verließ, wusch ich mich gründlich. Das saubere Wasser musste ich genießen. So etwas gab es im Wald nicht. Dort musste ich mit dem Wasser im Fluss und in den Bächen auskommen. Und das war mit der Zeit von den Menschen verunreinigt worden. Auch wenn es vergiftet war, trank ich es trotzdem . Ich hatte keine andere Wahl. Und bald würde auch der See vergiftet werden...aber das war ihnen bestimmt bewusst.
Schnell trocknete ich mich ab und zog mich an. Die Sachen passten wie angegossen. Bevor ich das Zimmer verließ, kämmte ich meine Haare ,setzte die Kapuze auf und stopfte meine alten Sachen in den ledernen Beutel, in dem all meine wichtigsten Gegenstände aufbewahrte. Als ich das Zimmer verließ, wurde ich schon sehnsüchtig erwartet. Für einen Moment verharrte er und starrte mich sprachlos an. ,,Was ist? Sehe ich so komisch aus?", fragte ich ihn, als sein Mund offen stand. ,,Nein...Du siehst gut aus," stammelte er und ging voraus. Plötzlich vernahm ich den Geruch von gebratenem Fleisch und spürte, wie mein Magen knurrte. Er kam aus der Küche, wo seine Mutter bestimmt kochte. ,,Wollt ihr nicht wenigstens zum Essen bleiben?", rief seine Mutter und kam aus der Küche. ,,Das ist nett von Ihnen, aber wir müssen jetzt los," lehnte ich ihr Angebot nur ungern ab und wurde von Elias auf die Veranda gezogen. ,, Zum Essen haben wir später noch Zeit,"meinte er, doch seine Mutter funkte dazwischen:,, Ach was. Kommt wieder rein! Das Mädchen muss was essen! Schau sie dir doch mal an, wie abgemagert sie ist. Sie muss ja halb verhungert sein!" Widerwillig ging er mit mir zurück ins Haus und setzte sich an den Küchentisch. Ich setzte mich neben ihn und betrachtete das Besteck, das vor mir lag. Ich hatte lange nicht mehr mit Besteck gegessen. Als seine Mutter das Essen servierte, wartete ich ab, bis sie ihr Besteck nahmen und machte es ihnen nach . Die Gabel in die linke Hand, das Messer in die Rechte. Zunächst war es gar nicht so leicht, ein Stück Fleisch auf der Gabel zu balancieren. Nach mehreren Versuchen schaffte ich es. ,, Stimmt etwas nicht?", fragte seine Mutter und starrte mich an. ,, Ne Ne alles bestens,"beteuerte ich und
aß bescheiden weiter. Wäre das Besteck nicht gewesen, hätte ich mich bestimmt auf das Essen gestürzt und mit einem Habs runtergeschlungen. Das Essen war sehr lecker. Wenn man bedachte, dass ich mich jahrelang von gebratenen Vögeln ernährt hatte, war das eine gute Mahlzeit. ,,Warum trägst du hier drinnen eine Kapuze?", fragte seine Mutter nach einiger Zeit. ,, Ähm das ist gerade in so," meinte Elias und schitt einr Kartoffel klein. ,, Ach was. In der Stadt hab ich niemanden gesehen, der das so macht,"sagte sie und zog mir die Kapuze runter. ,, Du hast doch ein schönes Gesicht. Das musst du doch nicht verstecken!" Ich lächelte nur verlegen und bemerkte, wie Elias mich erneut anstarrte. ,Hatte er eigentlich jemals mein Gesicht gesehen? Ich meine schon. Im Wald ...wieso starrt er mich dann so an?', dachte ich und schob mir die Gabel in den Mund.
Nach dem Essen halfen wir ihr noch beim Abwasch und machten uns dann sofort auf den Weg. Mittlerweile war es dunkel geworden, sodass wir acht geben mussten, wo wir hintraten. Allein durch die Witterung führte ich uns zum See.
Magisch schimmerte sein Wasser im Antlitz der Sterne und spiegelte ihren Schein wider.
Nun musste ich es wagen...noch einmal im See zu schwimmen. Das musste ich ganz alleine tun. ,, Lass mich bitte allein,"murmelte ich und öffnete den Reißverschluss der Jacke. ,, Natürlich!", stammelte er und verschwand im Gebüsch. Langsam entkleidete ich mich und legte die Sachen auf einen Felsen. Zitternd näherte ich mich dem Ufer. Eine sanfte Brise küsste meine Haut und ließ mich leicht frösteln. Behutsam stieg ich ins Wasser und ging Schritt für Schritt weiter, bis das Wasser tief genug war, um zu schwimmen.

Sonntag, 28. September 2014

Ahkuna- Mit dem Herzen einer Wölfin- Kapitel 6

Ahkuna- Doch kein Fluch?

Elias:
Ich konnte es nicht fassen. Seit Jahren lebte sie schon hier und ich hatte es nicht einmal bemerkt. Wie sollte ich ihr nur helfen? Ich beschloss, wieder nach Hause zu gehen, um nach Hinweisen zu suchen.  Ich blieb noch bis zum Abend bei ihr und verabschiedete mich später von ihr. ,,Wo gehst du hin? Es wird gleich dunkel," erwiderte  sie und stand auf.,, Ich muss nochmal nach Hause. Vielleicht finde ich ja in Büchern Hinweise über diesen See und wie man seinen Fluch brechen kann, ohne sich verlieben zu müssen." Verständlich nickte sie und führte mich zum Waldrand zurück. Rasch verschwand sie wieder, ehe andere sie noch entdecken und in Panik geraten konnten.
Auch ich beeilte mich, schnell nach Hause zu kommen. Meine Mutter machte sich bestimmt wieder Sorgen und wartete vor der Tür. Kaum hatte ich den Flur betreten, überfiel sie mich, doch ehe sie auch nur noch einen Murks von sich geben konnte, war ich in meinem Zimmer verschwunden und hatte meinen Computer eingeschaltet. Während er hochfuhr, packte ich meinen Rucksack aus und zog mich um.
Schnell gab ich Ahkunas Namen ein und staunte über die Ergebnisse. Auf einer Seite über Sagen und Legenden war eine Geschichte über eine Wolfsprinzessin, die den selben Namen trug.  Auf mehreren Seiten fand ich verschiedene Erzählungen von zahlreichen Ahkunas aus mehreren Jahrhunderten. Abscheinend hatten alle etwas gemeinsam: den Ort wo sie gelebt haben:Wolfsberg. Ich beschloss, meine Mutzer mal zu fragen. Sie war hier aufgewachsen und kannte bestimmt viele Geschichten über diesen Ort.
,, Mum? Weißt du was über Ahkuna?", fragte ich sie vorm Schlafengehen.
,, Warum willst du was wissen?", schaute sie mich verwundert an. ,, Naja. Ist so ne Hausaufgabe...". - ,, Als ich klein war hat mein Großvater mir immer das Märchen von der Wolfsprinzessin erzählt. Er kannte viele Geschichten und Legenden." - ,, Und wer ist jetzt genau Ahkuna? " - ,, Ahkuna. ... Ist die Hüterin des Waldes. Sie beschützt Tier und Pflanzen, kämpft mit der Magie des Lichts. Es heißt,  dass jedes Jahrhundert ein Mädchen geboren wird, das den Geist Ahkunas in sich trägt. Die Wolfsprinzessin ist die erste gewesen. Sie hat ihre Magie von einer Fee an einem magischen See bekommen... obwohl es gibt verschiedene Erzählungen ...naja den Rest kannst du ja im Märchen nachlesen," erzählte sie und zwinkerte mir zu. Dankend lächelte ich sie an und ging ins Bett. Ehe sie mein Zimmer verließ, sagte sie: ,, Elias. Und morgen gehst du in die Schule! Ich habe keine Lust, weiterhin falsche Entschuldigungen zu schreiben!" - ,, Ja Mum."
Am nächsten Morgen wurde ich eiskalt zur Schule geschickt. Aber ich konnte mich absolut nicht auf den Unterricht konzentrieren. Immer wieder musste ich an Ahkuna denken. Vielleicht war es gar kein Fluch. Vielleicht konnte man sie davon gar nicht erlösen, weil es ihr Schicksal war, die Natur zu beschützen. Ich musste zu ihr. ,, Hey Alter was is los mit dir?", fragte mich einer meiner Freunde und klopfte mir auf die Schulter. ,, Ach nichts..." - ,, Komm schon. Wir sehn doch , dass du mit den Gedanken ganz woanders bist." Ich konnte ihnen aber nichts erzählen. Sie würden es  vielleicht nicht verstehen. 
Nach der Schule lief ich direkt in den Wald.
Ich wusste schon, wo sie auf mich warten würde. In ihrer menschlichen Gestalt lag sie am Ufer des Sees und schlief. Sanft weckte ich sie, woraufhin sie erschreckt aufsprang. ,, Ach du bist es nur," stammelte sie. Erschrocken fasste sie sich an den Mund. Hatte sie gerade tatsächlich meine Sprache gesprochen? ,, Hab ich... konntest du mich verstehen?", stotterte sie und sank verwirrt zu Boden. ,, Ja . Ich kann doch verstehen. Wie kommt das?"-
,, Ich weiß auch nicht... Gerade hatte ich einen Traum. Ich sah, wie eine große weiße Wölfin durch den Wald lief. Der Wind folgte ihr. War das eine Vision?" Ich beschloss, sie mit meinen Nachforschungen abzulenken und erzählte ihr von der Legende. ,,Könntest du vielleicht mit kommen? Zuhause kann ich dir alles zeigen. Ich kann ja schlecht eine ganze Bibliothek mitnehmen," fragte ich sie und bemerkte, dass sie ihr Gesicht gar nicht mehr unter ihrer Kapuze versteckte.  Erst jetzt fiel mir auf , wie schön sie war. Ihr Haar wallte sanft im Wind und ihre Augen,  so klar wie die Sterne. ,, Ich weiß nicht. Ich war so lange nicht mehr in der Stadt. Andererseits will ich noch mehr herausfinden und Antworten auf meine Fragen finden,"grübelte sie und stand entschlossen auf: ,, Ok ich werde mit dir gehen." Glücklich nahm ich ihre Hand und führte sie zu meinem Haus. ,, Hier wohnst du?", fragte sie mich neugierig, als wir vor dem Haus standen.  ,, Ja . Komm rein". Rasch schloss ich die Tür auf und führte sie durchs Haus. An jeder Ecke blieb sie stehen und musterte die Gegenstände.
,,Komm jetzt. Meine Mutter kommt gleich nach hause.  Ich kann dir später noch die Dinge zeigen," drängelte ich sie und zog sie in mein Zimmer. Gespannt starrte sie auf meine Pokale, die ich bei Wettkämpfen gewonnen hatte, und betrachtete jedes Regal genau. Ich beschloss, einfach anzufangen und öffnte die Webseite mit den Geschichten.  ,,Hier steht es Ahkuna. Du bist nicht von einem Fluch befallen. Da hat der Dachs dich angelogen. Es ist dein Schicksal, ein Wolfsmensch zu sein und die Natur mit der Magie des Lichts zu beschützen." -,, Magie des Lichts?", fragte sie und schaute mir über die Schulter.  ,,Am besten ist, ich lese dir das Märchen von der Wolfsprinzessin vor, damit du verstehst, wie alles begonnen hat". Ahkuna nickte einverstanden und setzte sich auf mein Bett. ,, Ist das hier dein Schlafplatz? Sehr weich!", sagte sie und strich über die Bettdecke. ,, Ja", murmelte ich und holte das alte Märchenbuch meines Urgroßvaters. Als ich das Buch aufschlug, kam mir erstmal ne Tonne Staub entgegen. In Altdeutscher Schrift standen dort zahlreiche Märchen. Auf einmal nahm Ahkuna mir das Buch aus der Hand , stand auf und las mir vor: ,, Das Märchen von dem Eisenhans, Aschenputtel, Der Werwolf von Iserlohn, die Wolfsprinzessin" . -,, Wow... Moment mal, "unterbrach ich sie , ,, du kannst diese Schrift lesen?" - ,, Ja... Komisch. Alles ist so komisch. Ich verstehe plötzlich alles.Jede Sprache, von Maus bis Falke, vom kleinen Hasen bis hin zum Bären. Nur die Insekten verstehe ich nicht." Verwirrt ließ sie sich auf meinen Stuhl nieder. ,, Ok. Dann lies mir das Märchen von der Wolfsprinzessin vor,"versuchte ich sie zu beruhigen und hörte ihr gespannt zu.

Montag, 1. September 2014

Ahkuna- Mit dem Herzen einer Wölfin- Kapitel 5

Die Verwandlung

Ahkuna:
Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer wieder musste ich an ihn denken, an den Jungen, der mir mein Herz gestohlen hatte. Ich beschloss, an der Lichtung auf ihn zu warten, wo ich ihn anfangs gefesselt hatte und versteckte mich im Gebüsch. Nach einer Weile sah ich ihn. Diesmal hatte er einen vollbepackten Rucksack dabei und trug eine dicke Jacke. Langsam kroch ich durch das Gebüsch, um ihn zu erschrecken und sprang auf, als er mir den Rücken zukehrte. ,,Da bist du ja.Ich hab dich überall gesucht,"rief er unerschrocken,  als hätte er gewusst, dass ich hinter ihm im Gebüsch lauerte. ,, Ich habe nachgedacht. Ich möchte der Wölfin helfen.  Kannst du mich zu ihr bringen? "Ich wusste nicht, wie ich ihm sagen sollte, dass ich die Wölfin war. Rasch nahm ich seine Hand und führte ihn zum See. ,,Und wo ist sie?", stammelte er etwas von dem Anblick des Sees überwältigt. Ich legte seine Hand auf meine Brust und gab ihm zu verstehen, dass ich diese Wölfin war. ,,Du? Du bist diese Wölfin?  Wie kommt es , dass du in deiner menschlichen Gestalt nicht mit mir reden kannst?", erwiderte er etwas verwirrt. Ich wollte ja mit ihm reden, leider konnte ich seine Sprache nur an Vollmond sprechen...Sollte ich ihm etwa die Sprache des Waldes beibringen? Etwas beschämt blickte ich zu Boden. ,,Haki nak rid eidj ehcarps sed sedlaw ...", stammelte ich , auch wenn er mich nicht verstehen konnte. Doch er schüttelte den Kopf und schrie mich an:,, Wann checkst du es endlich? Ich kann dich nicht verstehen!" Verängstigt brach ich in Tränen aus und lief empört in den Wald zurück. Nein! Mich schreit der nicht nochmal an!!
Verwirrt ließ ich ihn am Ufer stehen.  Auch wenn er mir helfen wollte, nein! Er konnte mir nicht helfen. Ich musste die wahre Liebe finden. Nur so könnte ich wieder ein normales Leben als Mensch führen. Ich wollte mich vor den Menschen nicht länger verstecken. Jahrelang hatte ich in diesem Wald gelebt, mich von Kräutern und Früchten ernährt, versifftes Wasser getrunken und verletzte Tiere behandelt. Im Laufe der Jahre hatte ich die Sprache der Menschen verlernt. Nur in meiner Wolfsgestalt konnte ich alle Sprachen verstehen und sprechen. Wenn ich doch nur einen Weg finden würde, mich in einen Wolf zu verwandeln, ohne auf den Vollmond warten zu müssen...Ich beschloss, es zu versuchen und hockte mich hin. An Vollmond war alles anders. Ich wurde von seinem Licht in eine Art Trance versetzt und wachte in Wolfsgestalt auf. Nun versuchte ich, allein durch den Gedanken an den Vollmond und an meine Wolfsgestalt mich in Trance zu setzen. Wie durch ein Wunder gelang es mir. Mein Geist fühlte sich an, als würde er schweben.  Mein Körper sackte wie gelähmt in sich zusammen. Für einen Moment lang schien die Zeit still zu stehen. Auf einmal wurde mir so heiß.  Schnell riss ich mir den Mantel vom Leib und ließ den Wind durch meine Haare wehen. ,Was für ein gutes Gefühl', dachte ich und verlor das Bewusstsein.  Als ich wieder aufwachte, sah ich alles schwarz weiß . Alles um mich herum war farblos. Die Bäume hatten ihr grün verloren und die Blumen schimmerten in unterschiedlichen Graustufen. Es hatte anscheinend geklappt. Prüfend schaute ich an mir herab. Meine Hände waren zu starken Pfoten geworden und mein Körper war von Kopf bis Fuß mit Fell bedeckt.
Nun musste ich schnell zu Elias zurück. Ich lief so schnell ich konnte. Anfangs was ungewohnt auf allen Vieren, aber ich riss mich zusammen. Ich hatte Glück. Er war noch da und baute ein Zelt auf.
,, Elias!," rief ich und überfiel ihn von hinten. ,,Verzeih meinen plötzlichen Abgang. Aber ich wusste keinen Ausweg, als mich zu verwandeln, was ich bis jetzt für unmöglich gehalten habe, denn  sonst konnte ich es nur an Vollmond..." - ,, Warte. Du hast dich ...verwandelt obwohl kein Vollmond ist?Wie hast du das gemacht?"
- ,, Ich habe an meine tierische Gestalt und an den Vollmond gedacht.  Dann hab ich mich in Trance versetzt um... naja wieder als Wolf aufzuwachen. Ist jetzt auch egal. Du hast gesagt , du willst mir helfen. Aber wie willst du mir helfen? Ich muss meine wahre Liebe finden. Und die Chance, ihr jemals zu begegnen ist 1:10000000." Elias wusste erst gar nicht was er sagen sollte. Er war froh, sich endlich wieder mit mir verständigen zu können, und lächelte verlegen. ,, Was?", fragte ich ihn und betrachtete ihn von der Seite. ,, Du hast recht. ... Die wahre Liebe zu finden ist schwer, aber nicht unmöglich. Hast du es schon mal versucht?" Ich senkte den Blick und schüttelte den Kopf:,, Nein. Selten kommt mal jemand in den Wald... Und ich in die Stadt? Nein! Die Leute würden mich für eine Pennerin halten oder eine Psychopatin. Dabei lebe ich schon seit Jahren in diesem Wald und beobachte somanche Familien, die auf der großen Lichtung picknicken und ein paar Wege bestreiten."

Freitag, 15. August 2014

Ahkuna- Mit dem Herzen einer Wölfin Kapitel 4

Endlich zuhause
Am nächsten Morgen war sie verschwunden. , Merkwürdig. Wie soll ich ihr denn helfen, wenn ich nicht mal ihren Namen weiß? ,'dachte ich und schaute auf den See. Die Sonne spiegelte sich im Wasser und vermachte ihm einen neuen Glanz. Alles um mich herum erwachte zu neuem Leben. Die Vögel flogen um die Wette, zahlreiche Tiere wagten sich aus ihren Bauten und genossen das Licht der Sonne. Nachdenklich ging ich in den Wald zurück und verließ die magische Lichtung. Je länger ich in diesem Wald umherirrte, desto größer erschien er mir. Ich wollte einfach nur nach Hause. Meine Eltern machten sich bestimmt schon Sorgen. Wo würde ihr 17 Jahre alter Sohn wohl stecken? Sie wussten nur,dass ich in den Wald gegangen war , um zu joggen. Vielleicht würde Ahkuna mir ja helfen, doch  wie sollte ich sie finden , in dem Labyrinth von Gestrüpp.  Plötzlich hörte ein Rascheln. Ich spürte, dass es Ahkuna war. Wie bei unserer ersten Begegnung beobachtete sie mich, bevor sie aus ihrem Versteck herauskam. ,, Da bist du ja ,"begrüßte ich sie erleichtert und nahm ihre Hand. Ängstlich zog sie sie wieder zurück. Irgendetwas war anders an ihr. ,, Was ist los?,"fragte ich sie, aber sie schaute weg. ,, Gestern war ich an einem magischen See. Dort ist mir eine Wölfin begegnet,  die angeblich verflucht wurde. Sag, kennst du sie?." Sie räusperte sich und versuchte,  mir etwas mitzuteilen, brachte aber kein Wort raus. 
,, Naja...Weißt du, ich würde ihr gerne helfen. Aber ich muss auch mal nach Hause.  Meine Eltern machen sich schon Sorgen um mich. Kannst du mich aus dem Wald führen? Ich komme auch wieder zurück, sobald alles geklärt ist, versprochen! ", bat ich sie und packte sie an den Schultern.  Entschlossen nickte sie, als hätte sie mich tatsächlich verstanden , und führte mich zum östlichen Waldrand, der direkt an der Stadt angrenzte. Nun hieß es verabschieden. ,, Danke. Du hast mir vieles gezeigt, was ich vorher noch nie bemerkt habe. Ich komme so schnell wie möglich wieder. " Kaum hatte ich meinen Blick zur Straße gewendet, war sie wieder im Wald verschwunden. 
In Gedanken versunken lief ich nach Hause und wurde vo meiner Mutter schon sehnlichst erwartet: ,, Elias! Wo kommst du denn auf einmal her? Wir haben uns Sorgen gemacht, sogar die Polizei verständigt!..." -,, Ich hatte mich im Wald verlaufen..."-,, Und was ist das für ne Wunde am Kopf?"Ich räusperte mich und beschloss, meiner Mutter nichts von Ahkuna zu erzählen: ,, Och ich wurde nur von einem Ast getroffen." -,, Nur von einem Ast getroffen? Du hättest tot sein können! Du gehst mir nicht mehr in den Wald und jetzt dusch dich! Du stinkst!!" 
Erst jetzt bemerkte ich meinen auffälligen Körpergeruch. Rasch ging ich ins Bad und duschte mich. Danach ging ich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Wie sollte ich der Wölfin nur helfen? Und wieso kam sie mir so bekannt vor? Fragen über fragen , die mein Herz überschütteten..., ich mir aber nicht beantworten konnte. Auf einmal bekam ich Hunger und ging in die Küche. Meine Mutter stand da fleißig am Herd und kochte. ,, Setz dich schon mal hin. Es gibt gleich Essen,"sagte sie und drehte die Steaks in der Pfanne um. ,, Sag mal...glaubst du an Magie?", fragte ich sie nebenbei. ,, Magie? Wie kommst du darauf? Magie gibt es doch nur in Filmen."
-,, Also nein," murmelte ich und deckte den Tisch.  
Vom Essen konnte ich gar nicht genug bekommen und aß gleich drei Steaks. ,, Oh mein Gott! Du hast aber Hunger. Kein Wunder bei der langen Zeit im Wald. Lang nur zu. Dein Vater isst sowieso wieder in der Firma." Dankend winkte ich ab und ging auf mein Zimmer. So voll war ich schon lange nicht mehr gewesen.
In der Nacht bekam ich trotz des weichen Bettes kein Auge zu.  Immer wieder musstw ich an Ahkuna denken. Ich war mir sicher, dass sie die Wölfin kannte. 
Am nächsten Morgen wollte ich wieder in den Wald gehen und packte reichlich Proviant in einen Rucksack. Schnell schlich ich mich aus dem Haus , ehe meine Eltern was merken würden, und nahm den selben Weg zum Wald.

Montag, 4. August 2014

Ahkuna- Mit dem Herzen einer Wölfin Kapitel 3

Ihr Geheimnis

,, Haci liw rid sawe negiez," murmelte sie und ging voran. Sie führte mich zu einem großen Baum, dessen Stamm bestimmt zwei Meter Durchmesser hatte und kletterte an ihm hinauf. Ich konnte nicht klettern und blieb verwurzelt unten stehen. ,, Mok nohcs", rief sie und hielt mir ihre Hand hin. Überredet versuchte ich, mich am Stamm festzuhalten und rutschte mehrmals ab. Ehe ich beim nächsten Verduch abrutschen konnte, hatte sie meine Hand gepackt und mich raufgezogen. Wir kletterte immer höher und setzten uns auf einen dicken Ast in der Baumkrone. Von hier aus konnten wir den ganzen Wald und die ersten Häuser des Dorfes sehen. Weiter in der Ferne schmückten Berge den Horizont. ,,Wunder- schön,"stammelte ich und bewunderte die Aussicht. Auf einmal erblickte ich das Dach meines Hauses. Nun wusste ich, in welche Richtung ich gehen muss, um nach Hause zu finden. Aufgebracht kletterte ich hinunter und lief davon, ehe Ahkuna mir folgen konnte. Traurig blieb sie allein zurück und schaute über das Tal, das sich im Abendrot mehr und mehr verfärbte.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und ich merkte,  wie es immer dunkler wurde. Schließlich verlor ich mich in der Finsternis. Die Richtung hatte ich mittlerweile vergessen und irrte durch den Wald. Immer wieder stolperte ich über Wurzeln und abgebrochene Äste. Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen, aber dennoch wollte ich weitergehen, endlich nach Hause. Nur die Sterne wiesen mir den Weg. Ich folgte dem großen Wagen, auch wenn ich nicht wusste, ob es wirklich das Sternbild war.
Stunden vergingen und der Mond schien hinter den Wolken hervor. Auf einmal hörte ich einen lauten Schrei. Er hallte durch den ganzen Wald. Diesmal war es keine Krähe. Es war ein Schrei des Schmerzes . Nach einer Weile wurde aus dem Schreien ein Heulen. Es wurde immer lauter . Panisch lief ich davon und sprang über große Büsche. Ich stolperte mehrmals und rappelte mich keuchend wieder auf. ,Bloß weg hier!', dachte ich und rannte weiter, bis ich zu einer Lichtung kam. Diese Lichtung hatte etwas Magisches an sich. Überall flimmerten kleine Lichter und beleuchteten den kleinen See, der sich über die ganze Lichtung erstreckte. Auf einmal war es ganz still. Misstrauisch blickte ich mich um und ging zum Ufer des Sees. Schlafend lag er da und spiegelte den Nachthimmel. Diesen See hatte ich noch nie zuvor gesehen. Selbst mein Vater hatte ihn mir noch nie gezeigt oder je mit einem Wort erwähnt. Als ich noch kleiner war, hatte mein Großvater immer Geschichten von einem magischen See erzählt, der einen verzauberte, wenn man sein Wasser berührte. Neugierig beugte ich mich runter und wollte meinen Finger ims Wasser tauchen, als plötzlich eine große Kreatur aus dem Gebüsch sprang und über mich her fiel. Es war ein brauner Wolf, der mich mit seinen leuchtenden Augen  wehleidig ansah und versuchte, mich vom  See fernzuhalten. Siese Augen kamen mir irgendwie bekannt vor, aber ich wusste nicht woher. ,, Was ist mit dem See?,"fragte ich den Wolf, auch wenn er mich nicht verstehen konnte. ,, Er hat magische Kräfte. Pass auf! Er hat schon viele veezaubert!", sagte er mit einer hohen Stimme. Anscheinend war es eine Wölfin.,, Du...du kannst sprechen?", fragte ich sie verwirrt. ,, Nur an Vollmond...da lässt er es zu, dass ich jede Sprache vestehen und sprechen kann", erwiderte sie und schaute zum See. ,, Was hat der Vollmond mit dem See zu tun?"-
,,Der See ist mit dem Mond auf magische Weise verbunden. Es heißt,  dass sich auf dem Grund des Sees Mondsteine befinden, deren Magie sich auf den See übertragen hat. Jeder , der seim Wasser berührt, wird verflucht oder verwandelt." Sie konnte den Blick vom Mond nicht mehr abwenden und setzte sich ins weiche Gras. Um uns herum blühten weiße Blumen, alle auf den Mond gerichtet und verteilten ihren Blütenstaub. ,, Und du bist verwandelt worden?", fragte ich  und setzte mich neben sie. ,, Ja...Einst,vor langer Zeit lief ich in den Wald. Ich war noch klein und verirrte mich schnell im Dunkeln der Nacht. Auf einmal vernahm ich diesen verlockenden Duft. Ich folgte ihm und kam zum Ufer des Sees. Dort  wuchsen Mondblumen, wie heute auch , und lockten mich zum See. Da ich schon halbverdurstet war, sprang ich ins Wasser und wurde verflucht. " Für einen Moment schwiegen wir beide und schauten auf den leuchtenden See. Ich bemerkte, wie sie weinte , und strich durch ihr weiches Fell. 
,, Weißt du, ich bin noch nie einem Wolf so nah gewesen wie jetzt. Ich habe mir immer vorgestellt, wie es wäre, selbst einer zu sein. Niemals im Winter zu frieren, immer in der freien Natur...", versuchte ich das Thema zu wechseln und kraulte sie am Hals. Entspannt legte sie den Kopf zurück und schmieg sich an mich: ,, Einerseits ist es schön, die Welt mit anderen Augen zu sehen, andererseits bereue ich es, Tiere zu töten um nicht zu verhungern." - ,, Kann man den Fluch irgendwie brechen?" Stumm nickte sie und schaute mich mit ihren funkelnden Augen an: ,, Ja...aber ich glaube nicht dran..."- ,, Sag schon! Wie kann ich dir helfen? ", bohrte ich weiter und streichelte ihren Kopf. ,, Ein weiser Dachs sagte mir einst ein Gedicht:
Geh mit deinem Liebsten in den See,
ein Kuss eure wahre Liebe gesteh',
Wenn derVollmond über euch scheint,
und euch vom Fluche befreit,
werdet ihr mit Magie vereint,
und erlangt die Unsterblichkeit.
Ich glaube aber nicht daran..."
Ich schaute sie verlegen an und erwiderte: ,, Die wahre Liebe also. Warum glaubst du nicht daran?" - ,, Weil ...naja....weil sich ein Mensch unmöglich in einen Wolfsmenschen verlieben kann."Ich schüttelte den Kopf.
Die Nacht war schon bald vorüber. Auf einmal schlief ich ein, ohne es zu merken, und träumte von der Wölfin.

Donnerstag, 31. Juli 2014

Summer Adventures



Es war der beste Sommer meines Lebens. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein wie jetzt. 
Ich fuhr mit meinen Eltern ans Meer. Ich konnte es kaum abwarten, in ihm zu schwimmen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Bis auf den Grund tauchte ich  . Vor mir erstreckte sich eine neue Welt.  Zwar konnte ich nur zwei Meter weit gucken,  aber das machte es gerade so geheimnisvoll... nicht zu wissen was vor einem liegt.  Quallen und Algen schwammen mir entgegen. Die Sonne schien magisch zu mir hinunter. Für ein paar Sekunden fühlte ich mich schwerelos und genoss diesen Augenblick. Über mir brausten die Wellen auf den Strand zu und verwischten die Fussspuren anderer Strandbesucher oder zerstörten die Sandburgen kleiner Kinder. Allmählich musste ich wieder auftauchen und stieg empor an die Oberfläche. Um mich herum schwammen noch andere oder spielten mit ihren Wasserbällen. Auf einmal bemerkte ich, wie ein Junge hinter die Abgrenzung schwamm und noch weiter wollte. Ich wollte ihn warnen und schwamm hinterher. Eine Welle überfiel ihn, sodass er untertauchte und keine Luft holen konnte. Ich kraulte so schnell ich konnte und tauchte unter, um ihn vor dem Ertrinken zu bewahren. Unterwasser schwebte er vor sich hin.... den Blick starr nach vorn gerichtet. Er war schon zu tief. Er würde es bis zur Oberfläche nicht überleben und so machte ich bei ihm Mund -zu- Mund-Beatmung. Sanft packte ich ihn an den Schultern und brachte ihn langsam an die Oberfläche. Er hustete und schnappte nach Luft.  Ich führte ihn noch ein paar Züge, bis er selbst wieder schwimmen konnte. Die Abgrenzung war schon weit entfernt. Wir trieben geradewegs aufs offene Meer hinaus. Es wurde immer gefährlicher. Gewaltige Wellen türmten sich vor uns auf. Ich griff nach seiner Hand,  um ihn nicht nochmal zu verlieren  und holte tief Luft. Er schaute mich noch immer verwirrt an und tat es mir nach. Wir hatten kaum eine klare Sicht aufs Meer, so hoch waren die Wellen. Jede Welle war ein neuer Kampf... Ein neuer Kampf ums Überleben. Mit der Zeit verlor ich meine Kräfte, aber ich gab nicht auf . Wir stützten uns gegenseitig. Später machte ich schnaufend den Vorschlag , auf dem Rücken zu schwimmen, um Kräfte zu sparen. Er nickte nur und drehte sich um. Wir hielten uns noch immer an den Händen und ruderten mit den äußeren Armen weiter.
Allmählich wurde das Meer ruhiger. Die Wellen waren nicht mehr so hoch, sodass wir alleine weiter schwimmen konnten. Aber wir hatten den Überblick verloren....Wo waren wir bloß? Die Küste schien meilenweit entfernt. Es wurde dunkler , nur das Wasser leuchtete noch ein bisschen. Der Junge neben mir atmete tief durch.  ,,Warum bist du eigentlich so weit raus geschwommen? ", fragte ich ihn etwas erschöpft. ,, Eigentlich wollte ich nur bis zu einem Segelboot schwimmen. Es war eine Wette unter Freunden, aber es war leichtsinnig von mir... Ohne dich wäre ich jetzt tot...Danke...", stammelte er und schnappte nach Luft. ,, Eine Wette? Wie dämlich kann man nur sein?  Gerade hier im Mittelmeer ertrinken jeden Sommer um die fünfzig Menschen!", schnaubte ich wütend und drehte mich auf den Rücken. Der Junge tat es mir nach. Anscheinend verließen auch ihn die Kräfte. ,, Es tut mir leid...", erwiderte er und schaute in den Himmel.  Über uns offenbarte sich ein  Meer aus Sternen. Vielleicht konnte uns ja ein Sternbild den Weg weisen, aber ich kannte mich nicht damit aus. ,, Hey. Kennst du dich mit Sternbildern aus?", fragte ich ihn mit zitternder Stimme. Ich fror mittlerweile und zitterte am ganzen Körper. Ein Badeanzug war nicht gerade wärmespendend. Und auch der Junge hatte eine Gänsehaut auf seinen Armen. ,, Nein. Aber ich habe gehört, dass man immer dem Nordstern folgen soll. Das muss der Hellste sein. "  Ich schaute mich um und fand einen hellen Stern, der alle mit seinem Schein übertraf. ,, Ist der es?", fragte ich den Jungen erneut. ,, Womöglich. ... Versuchen wir, in seine Richtung zu schwimmen," stammelte er und kehrte sich wieder dem brustschwimmen zu. Ich schwamm neben ihm her und starrte hoch zum Himmel. ,, Kannst du noch?", fragte er mich. ,, Ja... aber wir  sollten immer in Bewegung sein, um nicht zu erfrieren. Egal wie müde wir sind." Er nickte und schaute wieder zum Stern. Die Zeit verging und irgendwann fielen mir die Augen zu. Aber auch er konnte nicht mehr wach bleiben und schlief ein . Im Unterbewusstsein griff ich nach seiner Hand und hielt sie fest, um ihn nicht zu verlieren. Wir trieben dahin....ab und zu tauchten wir unter und wurden wach. Wir schnappten nach Luft und hatten alle Mühe uns oben zu halten.
Am nächsten morgen wachte ich an einem Strand auf. Der Junge lag neben mir und regte sich nicht. Ich schaute mich um und stupste ihn an:,, Hey.Wach auf!" Er kniff die Augen zusammen und stöhnte auf. Verschlafen fasste er sich ins Gesicht und murmelte: ,, Was ist los?" ,, Wir sind an einem Strand." ,, Was?", rief er und schlug die Augen auf. Wir lagen an einem langen Strand, an dem sogar Palmen wuchsen. Keine Menschen zu sehen, keine Hotels oder Straßen.  ,, Hallo? Ist da jemand?", rief er um sich, doch niemand antwortete. Hinter uns lag ein gewaltiger Dschungel.  Neugierig starrte ich durchs Gebüsch. Ich beschloss, nach was Essbarem zu suchen und stand auf. ,, Wohin gehst du?", fragte er mich und stand ebenfalls auf. ,, In den Dschungel.  Nach was Essbarem suchen". ,, Warte ich komme mit," sagte er und folgte mir. Ich pflückte ein paar große Palmenblätter und band sie mir um die Hüfte. Mir war es peinlich, die ganze Zeit im Badeanzug rumzulaufen. Auch er band sich ein paar um. Seine Shorts hatten inzwischen ein paar Risse bekommen.  ,, Wie heißt du eigentlich? ", fragte er mich , als wir den Dschungel durchforsteten.
,, Verena und du?" ,, Sam", stammelte er und nahm einen Ast, mit dem er Ranken wegschlug. Stundenlang bahnten wir uns einen Weg durch den Dschungel , bis wir zu einer kleinen Lichtung kamen, auf der ein Wasserfall einen kleinen Fluss bildete. ,, Wasser! ", rief Sam und stürmte aufs Ufer zu. ,, Warte! Da könnten Blutegel drin sein!"Aber er hörte nicht auf mich und stellte sich unter den Wasserfall. ,, Ahhh. Tut das gut. Komm doch auch hier drunter. Das Wasser ist herrlich,"schwärmte er und zog mich ins Wasser. ,, Hey!", schrie ich, als er mich nass spritzte und lachte.  Das bekam er zurück! Er hatte recht.  Das Wasser war wirklich herrlich.  Nur nach einiger Zeit bemerkte ich, wie sich immer mehr Blutegel an seinen Körper sogen. ,, Sam lass uns lieber rausgehen. Du hast überall Blutegel!", sagte ich und pflückte einen von seiner Schulter. ,, Du doch auch!", lachte er und schlenderte mit mir zum Ufer. Wir setzten uns auf zwei Felsen und pflückten uns gegenseitig die Viecher vom Körper. Erst jetzt fiel mir auf, wie stark er war. Er hatte braune Haare und starrte mich mit seinen blauen Augen an. ,, Wir sollten uns ein Nachtlager bauen,"schlug ich vor und stand auf . Er nickte und machte sich auf die Suche nach dicken Ästen. Währenddessen suchte ich nach stabilen Lianen und Palmblättern. Später machten wir die Äste an  einem Baum fest und bauten so  ein verdeck. Ich kletterte auf den Baum und warf die Palmenblätter drüber . So waren wir gut geschützt, wenn es mal regnen sollte. Ich holte noch ein paar Blätter und legte den Boden damit aus. Als nächstes machten wir ein Lagerfeuer für den Abend. So ein Nachtlager nahm ganz schön viel Zeit in Anspruch. Später suchten wir uns etwas Nahrung, aber das war gar nicht so leicht... Hier wuchsen zwar viel Früchte, aber wir wussten nicht, welche von denen genießbar waren. Sam wagte es und biss in eine Frucht. ,, Gar nicht schlecht. Probier mal,"meinte er schmatzend und nahn sich gleich noch eine Frucht. Ich zögerte... was wenn ihm später davon schlecht werden würde? Mein Magen knurrte und so riskierte ich es...Die Frucht schmeckte wirklich gut und so aß ich gleich zwei weitere.
Es wurde immer dunkler und so legten wir uns hin. Es war eine ziemlich unruhige Nacht. Ständig wurde ich von merkwürdigen Geräuschen wach. Hier und da ein Knistern. Mir wurde es immer unheimlicher,  aber nach einigen Stunden schlief ich doch ein.

Samstag, 26. Juli 2014

Tagebucheintrag einer Touristin

Liebes Tagebuch,
Heute fahre ich mit meinen Eltern in die Ostsee. Dafür muss ich schon um zwanzig nach drei aufstehen! Naja... ich bin ja sowieso nachtaktiv. Schlafen werde ich bestimmt nicht und in dem engen Auto werdw ich auch kein Auge zu bekommen. Ich werde einfach dösen und nebenbei Musik hören,  auch wenn Linkin Park keine Einschlafmusik macht ;)
Wir fahren los...
Draußen ist es nich dunkel und die Sterne schimmern durchs vernebelte Dorf. Aber weit in der Ferne kann ich schon die ersten Sonnenstrahlen sehen. Auf der Autobahn ist alles totenstill. Da haben wir den richtigen Zeitpunkt erwischt! Da können wir sogar 200 fahren, aber meine Eltern sind dagegen ; (
Allmählich wird es hell. Schön; wie die Sonne die Erde wachküsst und alles zum Leben erweckt. Nach sechs schlafe ich ein. Wir haben bestimmt noch fünf Stunden Fahrt vor uns. Inzwischen wird es draußen immer lauter. Sehr viele LKWs sind gerade unterwegs. Am Rastplatz löst Mama den müden Vater ab. 
Nach acht Stunden mühseligee Fahrt und einer Stunde Stau sind wir endlich angekommen. Kaum hat das Auto gehalten, stürme ich auf den Strand zu . Meine Eltern bleiben mit dem Gepäck verdutzt stehen. Ich schaue auf das herrlich blaue Meer. Am Strand sind schon die ersten Besucher, ein Arsch bräuner wie der andere. Ein paar Mütter gehen mit ihren Kleinkindern ins Wasser . Süßer Anblick; )
Vor mir befindet sich ein großer Jachthafen. Bestimmt von reichen Unternehmern...
Am Horizont sehe ich viele kleine Segelschiffe.  Eins so schön wie das andere.
Ach wie schön!.
Ein Schrei von der Mutter genügte und ich half ihnen mit dem Gepäck. Während meine Eltern einkaufen gehen, schnappte ich mir meine Tasche und rannte zum Strand.  Herrlich! Endlich wieder das Meer zu spüren!
Und in diesem Moment wusste ich, würde es der schönste Urlaub werden, den ich je erlebt hatte...
Liebe Grüße
Deine D...